Ein Interview mit Neslihan Aylin Akbulut über ihre Erfahrungen im Praktikum
In welchem Studiengang und welchem Semester hast du das Praktikum absolviert?
Das Praktikum habe ich im vierten Semester des Studiengangs Public Relations absolviert.
Wer war dein Praxispartner und in welcher Stadt war dieser verortet?
Mein Praxispartner war der Verein Can Arkadaş e.V. in Hannover. Der Verein ist seit 1988 im Bereich der interkulturellen Sozial-, Bildungs- und Kulturarbeit gemeinnützig aktiv und seit 2004 als Träger der freien Jugendhilfe tätig. Bewegungsangebote sowie Projekte zur Gewaltprävention sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Die Vereinsräume sind eine Anlaufstelle für allgemeine soziale Beratungs- und Betreuungsleistungen. Der Verein trägt mit Beratung, Weiterbildung, Projekten und Veranstaltungen zur Verbesserung der Gestaltungs- und Lernfähigkeit von Menschen und gesellschaftlichen Institutionen im Umgang mit Einwanderung und der interkulturellen Vielfalt bei. Er hat sich vorgenommen, Brücken zwischen verschiedenen Kulturen zu bauen. Neben kulturellen Aktivitäten hat er sich in den letzten Jahren in erster Linie durch Projekte, Kurse und Infoveranstaltungen für die Bildung und Integration von Migrant:innen eingesetzt.
Wie lange ging das Praktikum?
Da ich mir ein anderes vierwöchiges Praktikum anrechnen lassen habe, absolvierte ich die restlichen 14 Wochen des Pflichtpraktikums im Verein - von Mitte März bis Ende Juni.
Wurde dein Praktikum mit einem Standard-Satz vergütet oder konntest du die Vergütung individuell verhandeln ?
Mein Praktikum wurde nicht vergütet, das ist in gemeinnützigen Vereinen häufiger der Fall. Da ich bei einem Pflichtpraktikum mit Vergütung sowieso größere Abzüge bei den BAföG-Leistungen gehabt hätte, war das Gehalt für mich nicht so relevant. Bei einem freiwilligen Praktikum oder einem Werkstudium sieht das anders aus, also informiert euch rechtzeitig, wenn ihr ebenfalls BAföG bezieht.
In welcher Abteilung und in welchem Bereich warst du tätig?
Ich unterstützte meine Vorgesetzte (die Geschäftsführerin) bei der Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit.
Wie groß war das Team? Gab es Strukturen und Hierarchien?
Das gesamte Team bestand aus ca. einem dutzend Mitarbeitenden. Für die Öffentlichkeitsarbeit war ich mit meiner Vorgesetzen alleine zuständig. Strukturen gab es schon, die Mitarbeitenden hatten alle ihre eigenen Aufgabenbereiche. Hierarchien gab es nicht, wir haben uns alle geduzt und es wurde immer auf Augenhöhe kommuniziert. Bevor etwas umgesetzt oder veröffentlicht wurde, musste ich nur mit meiner Vorgesetzten sprechen.
Wurdest du gut eingearbeitet und angeleitet oder warst du eher auf dich allein gestellt?
Anfangs wurde mir erstmal alles gezeigt, meine Fragen beantwortet, ich lernte das Team kennen und wurde eingearbeitet. Ich durfte aber auch schnell mein Wissen aus dem Studium und viele eigene Ideen einbringen und eigenständig umsetzen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich war in den Prozessen immer im Gespräch mit meiner Vorgesetzten, besprach die (Zwischen-)Ergebnisse und bekam ein fundiertes Feedback dazu.
Wie hast du die Stimmung im Team empfunden?
Die Stimmung innerhalb des Teams war sehr gut und freundschaftlich. Die Kommunikation erfolgte auf Augenhöhe und war stets respektvoll und anerkennend. Wir verstanden uns auch außerhalb von Arbeitsthemen gut und mit einigen Mitarbeitenden und meiner Vorgesetzten habe ich noch immer Kontakt.
Wie sah dein Aufgabenbereich aus? Wurde dir viel Verantwortung übertragen?
Mein Aufgabenbereich war abwechslungsreich und spannend. Ich habe viele Schreibarbeiten erledigen dürfen, z.B. für ein Programmheft im Rahmen einer Veranstaltungsreihe oder für Social-Media-Beiträge. Zudem durfte ich eigenständig einen Instagram-Kanal anlegen und pflegen. Ich erstellte Visuals für Instagram, Facebook und Plakate. Für eines der vielen Projekte des Vereins setzte ich Dokumente auf, um den Datenschutz zu gewährleisten, da Foto- und Videomaterial genutzt wurde und es sich um ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen handelte. Außerdem designte ich eine Präsentation zu einem Projekt, die wir verschickten, um Interview-Partner:innen für das Projekt zu gewinnen. Das Highlight des Praktikums war die Vorbereitung der Deutsch-Türkischen-Kulturtage in Kooperation mit der Stadt Hannover. Im Rahmen dieser konnte ich an einer Pressekonferenz im neuen Rathaus teilnehmen, die meine Vorgesetzte gemeinsam mit dem Bürgermeister gab. So etwas mal live erleben zu können, samt Vorbereitung auf die Fragen der Presse und Kamerateam vor Ort, war toll. Mir wurde viel Verantwortung übertragen, aber ich fühlte mich zu keiner Zeit überfordert damit, da ich immer Ansprechpartner:innen hatte und mir die Aufgaben Freude bereiteten.
Durftest du an allen Projekten teilhaben oder hast du eher kleinere Aufgaben übernommen? Konntest du auch auf Nachfrage an für dich interessanten Projekten mitwirken?
Ich durfte quasi überall “mitmischen”. Es gab nur wenige Bereiche, die fest zugeteilt waren (Website-Beiträge und Facebook) und bei denen ich nicht mitarbeitete. Kleinere Aufgaben wurden eher weniger an mich übergeben, man traute mir die größeren Aufgaben schnell zu. Meine Ideen, mein Wissen und meine Meinung wurden sehr wertgeschätzt und ich durfte immer schnell in die Umsetzung gehen damit. Ich wurde quasi immer direkt mit in die Planung mit einbezogen, sodass ich nie anfragen musste, ob ich mitwirken darf.
Hast du dich als richtiger Teil des Teams gefühlt oder deutlich gemerkt, dass du die „Praktikantin“ bist?
Definitiv habe ich mich von Anfang an als vollwertiges Mitglied des Teams gefühlt. Mir wurden großes Vertrauen und Wertschätzung entgegengebracht.
Hattest du nach deinem Praktikum das Gefühl, wirklich etwas gelernt zu haben? Wenn ja, was/warum?
Auf jeden Fall! Das theoretische Wissen aus dem Studium konnte ich hier mal praktisch anwenden. PR-Arbeit ist in jedem Bereich so unterschiedlich und es war spannend zu erleben, wie sie in einem ehrenamtlichen Verein funktioniert und was man alles mit ihr für gute Zwecke erreichen kann. Zudem lernte ich viel im Bereich Projektarbeit dazu.
Würdest du dein Praktikum weiterempfehlen? Wenn ja, warum; wenn nein, warum nicht?
Ich kann das Praktikum definitiv weiterempfehlen! Ich habe viel gelernt und hatte eine sehr spannende Zeit mit tollen Menschen. Wenn man mal einen tieferen Einblick in die Arbeit von einem NGO erhalten möchte und gerne eigene Ideen einbringt, ist die Stelle genau das Richtige. Auch jetzt nach dem Praktikum unterstütze ich den Verein gelegentlich ehrenamtlich bei der PR-Arbeit und werde immer wieder zu Veranstaltungen eingeladen. Wenn man allerdings auf das Gehalt im Praktikum angewiesen ist, müsste man sich anderweitig orientieren.
Danke, dass du uns an deinen Erfahrungen und Erkenntnissen teilhaben lassen hast, Nesli!