Auf ein Glas Wein mit dem PRSH & Korinna Hennig

Hinter den Kulissen des NDR-Podcasts „Das Coronavirus-Update“

Der von NDR Info initiierte Podcast „Das Coronavirus-Update“ mit Virologe Christian Drosten hat sich zu einem wesentlichen Informationskanal in der Corona-Krise entwickelt. Täglich erreicht er über eine Million Menschen und ist zudem für den Grimme Online Award nominiert. In persönlicher Atmosphäre, mit dem Laptop auf dem Schoß und einem Glas Wein in der Hand kam der PRSH mit Korinna Hennig, NDR-Wissenschaftsjournalistin und Moderatorin des Podcasts, ins Gespräch. Im digitalen Format „Auf ein Glas Wein mit ...“ entdeckten junge wie erfahrene Kommunikator:innen die Hintergründe, Aufgaben und Herausforderungen, die sich in dieser beispiellosen Situation hinter dem Format verstecken.

14. Mai. 20 Uhr. Nach und nach erscheinen mehr neugierige Gesichter in der digitalen Runde. Zwischen ihnen lassen sich Student:innen und Alumni, aber auch bekanntere Rollen der Hannoveraner Kommunikationsbranche entdecken. Nachdem die erste Episode des PRSH-Webcasts mit unserem Gast Prof. Dr. Alexander Güttler (CEO der komm.passion Gruppe) bereits Begeisterung und anregende Diskussionen unter den Kommunikator:innen erweckt hat, ist auch jetzt die Vorfreude auf die kommenden Insights und den Input spürbar. Ziel des PRSH-Formats „Auf ein Glas Wein mit …“ ist es, in der Corona-Krise trotz ungewöhnlicher Umstände unterschiedliche und spannende Perspektiven kennenzulernen, zu diskutieren und daraus Erkenntnisse für die Kommunikation zu gewinnen. Im Gespräch mit den beiden Gastgebern Prof. Dr. Peter Szyszka, Lehrender an der Hochschule Hannover, und Tim Knemeyer, Vorsitzender des PRSH e. V., lernen die Zuschauer:innen endlich Gast und Hauptrolle des Abends kennen: Korinna Hennig arbeitet seit 2002 als Wissenschaftsredakteurin und ist damit – wie Prof. Dr. Szyszka es beschreibt – quasi ein Urgestein des norddeutschen Rundfunks. Im Podcast „Das Coronavirus-Update“ mit Virologe Christian Drosten spielt sie als Journalistin und Gesprächspartnerin für die aktuelle mediale Debatte rund um das Coronavirus eine tragende Rolle.

Heute braucht es ausführliche und reflektierte Informationen

Die Idee zum „Coronavirus-Update“ entstand in einem ThinkTank des NDR, in dem immer wieder neue Audioformate entwickelt und ins Leben gerufen werden sollen. Anfang Februar war dabei das Bedürfnis der Menschen nach mehr verständlichen, aber auch gehaltvollen Informationen zum Coronavirus klar erkennbar. Korinna Hennig erzählt begeistert, wie schnell der Kontakt zu Christian Drosten entstand und wie kurzfristig der Podcast initiiert werden konnte – damit hatten die Journalistin und ihre Kolleg:innen nicht gerechnet.

Was ursprünglich als kompakter Podcast mit fünf bis sieben Minuten Dauer pro Folge geplant war, entwickelte sich bereits ab der ersten Aufnahme zu einem tiefgehenden und ausgiebigen Format. Schnell wurde deutlich, dass wenige Minuten für das Darstellen großer Zusammenhänge nicht ausreichen. Die Wissenschaftsredakteurin betont: „Das Coronavirus-Update“ versucht nicht, vermeintlich einfache Wahrheiten darzustellen, sondern auch Zweifel und Unwägbarkeiten – beispielsweise an medizinischen Studien – zu thematisieren. Nur so haben Zuhörer:innen die Möglichkeit, Informationen einzuschätzen, für sich zu filtern und sich eine eigene Meinung zu der Situation zu bilden. Neben der aktuellen wissenschaftlichen Studienlage und der politischen Entwicklung versucht das Podcast-Team auch, auf die vielen Tausend Höreranfragen zu reagieren: Was wurde vielleicht nicht verstanden, was muss noch einmal anders erklärt werden? Dabei versteht sich „Das Coronavirus-Update“ allerdings nicht als Service-, sondern ganz klar als Wissenschaftspodcast.

Warum eigentlich Christian Drosten?

Im Gespräch mit Korinna Hennig ist Christian Drosten als Experte und Hauptsprecher des Coronavirus-Podcasts natürlich auch aus dem PRSH-Webcast nicht wegzudenken. Für die Redakteurin ist klar: Dieser Mann kann gut erklären! Mit verständlichen Bildern, viel Geduld für langatmige Themen und der großen Mission, sein Wissen mit seinen Zuhörern zu teilen, hat Christian Drosten Korinna Hennigs Meinung nach einen wesentlichen Vorteil gegenüber anderen. Unser Gast ist nicht nur begeistert von der Uneitelkeit des Virologen („er spielt nicht den Erklär-Papst“), sondern auch für seinen Mut, sein Wissen zu teilen, „obwohl er dafür etwas auf die Mütze bekommen könnte“.

Wo Licht ist, ist auch Dunkel

Und „auf die Mütze bekommen“ hat der NDR-Podcast durchaus: Kritik an Drostens Person, seinem Medienbild oder die Forderung nach mehreren Expert:innenstimmen innerhalb des Formats waren neben persönlichen politischen Vorwürfen und Troll-Kommentaren die negative Seite der Rückmeldung. Negative Schlagzeilen entstehen nach Meinung der Redakteurin aber nicht unbedingt böswillig, sondern beispielsweise auch einfach aus redaktionellem Zeitmangel heraus. Korinna Hennig gibt zu, dass Kritik durch andere Journalist:innen sie auch mal längere Zeit nicht loslässt – natürlich sei diese mediale Reflexion aber gesund, wichtig und solle nicht ausbleiben. „Hut ab!“ sagt die Redakteurin in Bezug zu Christian Drosten, auf dem ein medialer Druck laste und der trotz alldem nie daran dachte, den Podcast zu beenden. Und umso mehr freut unser Gast sich natürlich über die vielen positiven Rückmeldungen: E-Mails mit dem Betreff „Sie sind super!“ rühren und ermutigen die Redakteurin, den Podcast weiterzuführen. Auch der Stellenwert des Podcasts für die Meinungsbildung rund um das Coronavirus lässt sich nicht verleugnen. Häufig beziehen sich deutschlandweite (und auch viele ausländische) Medien auf die Inhalte des Formats, sehen dieses als wesentliche Informationsquelle und bedanken sich sogar für die verständlichen Erklärungen, die der Podcast liefert. Auch im politischen Umfeld wird „Das Coronavirus-Update“ oftmals als Quelle genutzt: Korinna Hennig erzählt beispielsweise von einem Telefonat mit der Weltgesundheitsorganisation WHO. Und obwohl die Redakteurin, die sich selbst als perfektionistisch beschreibt, einen wahnsinnigen Druck empfindet („da hören jetzt Millionen von Menschen zu, für die das auch persönlich wichtig ist“) und ihre Mittagspausen aktuell meist nur aus Gummibärchen bestehen, so ist Korinna Hennig doch glücklich über das, was sie und ihre Kollegen mit dem Podcast bewegen.

Das Format Podcast erlangt eine neue Rolle – ebenso wie der Wissenschaftsjournalismus

Nach Monaten der Veränderung und einem Glas Wein vor dem Computer statt gemeinsam mit Freunden im Restaurant, erscheint die Maßnahmenlockerung für viele als Erlösung. Welche Rolle spielt dann „Das Coronavirus-Update“ zukünftig noch? Corinna Hennig geht zwar davon aus, dass uns das Thema weiterhin einige Zeit beschäftigen wird, zu erkennen sei aber auch, dass viele Menschen wieder andere Themen in ihr Leben hineinlassen. Der NDR-Podcast vermerkt schon jetzt tendenziell sinkende Aufrufzahlen und hat über die Zeit hinweg seinen Aufnahme-Rhythmus an die Situation angepasst. Unser Gast denkt, dass die Berichterstattung zu politischen Entscheidungen nicht mehr im Fokus stehen werde – der notwendige wissenschaftliche Part werde allerdings bleiben und weiterhin für viele Menschen und ihren Alltag relevant sein.

Korina Hennig ist auch der Meinung, dass sich die Rolle des Formats Podcast sowohl in den Redaktionen als auch bei den Hörer:innen verändert hat. NDR Info erreicht mit seinem Podcast ein breit gestreutes Publikum aus ganz unterschiedlichen Berufs- und Altersgruppen. Dass dieses Publikum die Vorzüge von Podcasts nun für sich entdeckt hat, hält unser Gast für sehr wahrscheinlich! Sie sieht den Vorteil des Audio-Formats zum einen darin, dass keine visuellen Eindrücke von den eigentlichen Inhalten ablenken können. Auch sind komplexe Informationen über einen Podcast leichter rezipierbar als über Print-Medien.
Und auch die Rolle des Wirtschaftsjournalismus empfindet Korinna Hennig als verändert. Begeistert und sympathisch-ironisch erzählt die Redakteurin von dem Erlebnis vieler Zuhörer, die merken: „Moment mal, das tut ja gar nicht weh, mich mit komplizierten Themen auseinanderzusetzen!“. Ihrer Meinung nach trägt der Podcast dazu bei, dass Wissenschaftsjournalismus in der Tiefe, in der wir ihn jetzt durch „Das Coronavirus-Update“ kennengelernt haben, weiterhin bestehen und sich ausbreiten kann. Auch wird das einen Einfluss auf die Struktur großer Medienhäuser haben, die lernen müssen, dass Wissenschaft mehr als ein Nischeninteresse ist. Korinna Hennig erzählt, wie viel sie selbst durch den Podcast dazugelernt habe – wenn sie heute noch einmal studieren könnte, würde sie direkt loslegen!

Prost!

Der Webcast nähert sich dem Ende und abschließend halten viele lächelnde Gesichter in der Hannoveraner Runde als Dank für den interessanten Input und die spannenden Hintergrund-Stories ihr Weinglas in die Kamera. Danke auch noch einmal an dieser Stelle für die angenehme Zeit mit Ihnen, Frau Hennig!

Autorin: Franziska Zahn

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